VBZV-Newsletter 26/2023

 

I. Medienpolitik

Rundfunkbeiträge: Debatte über den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nötig
Aktuelle Erhebung belegt negative Auswirkungen öffentlich-rechtlicher presseähnlicher Online-Angebote auf die Medienvielfalt

Unser Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) hat in Berlin an die Bundesländer appelliert, den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) neu zu fassen, bevor über die Erhöhung der Rundfunkbeiträge entschieden wird.

Hintergrund ist eine vom BDZV in Auftrag gegebene Untersuchung. Danach könnten sich 44 Prozent der Befragten private Medienangebote wegen des hohen Rundfunkbeitrags nicht oder weniger leisten als in der Vergangenheit. Die Erhebung zeigt auch, dass 62 Prozent der befragten Nutzer der öffentlich-rechtlichen Online-Portale „immer oder häufig“ Textangebote aufrufen. Bei Videos seien es nur 39 Prozent. Fast 40 Prozent der Befragten würden ihr Nutzungsverhalten ändern und auch digital und gedruckt mehr Presse nutzen, wenn es das öffentlich-rechtliche Textangebot in dieser Form nicht gäbe.

"Dass der Rundfunkbeitrag die Finanzierbarkeit der digitalen und gedruckten Presse so stark beeinträchtigt, ist ein zunehmend existenzielles Problem für unsere Mitglieder", sagt Stefan Hilscher, Vorstandsvorsitzender des Verbands. Matthias Ditzen-Blanke, ebenfalls Vorstandsvorsitzender des BDZV, weist darauf hin, dass die Umfrage nachweise, dass die Schwerpunktnutzung der öffentlich-rechtlichen Onlineangebote auf Text liege. „Es ist klar, dass durch die Textangebote der öffentlich-rechtlichen Sender ein ungleicher Wettbewerb entsteht, der die Pressevielfalt gefährdet“, warnt Ditzen-Blanke.

„Die Regeln zur Begrenzung des Auftrags der Sender funktionieren nicht“, ergänzt BDZV-Hauptgeschäftsführerin Sigrun Albert. Das gelte insbesondere mit Blick auf die Vorgabe des Medienstaatsvertrags, dass Telemedienangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht presseähnlich sein dürfen.

Der BDZV habe sich gemeinsam mit der ARD sehr lange um eine Schlichtung am Beispiel von Radio Bremen und MDR bemüht. Dies sei gescheitert, weil die Auffassungen über den geltenden Rechtsrahmen zu unterschiedlich seien. „Das zeigt doch, dass die Regeln neu gefasst werden müssen“, fordert Albert, „auch um lange Gerichtsverfahren, wie sie derzeit nötig sind, zu vermeiden.“ Derzeit sei der Auftrag nicht klar definiert, was zu vielen digitalen Leseangeboten der öffentlich-rechtlichen Sender führe. "Eine aus Mitteln des Rundfunkbeitrags finanzierte, digitale öffentlich-rechtliche Presse, wie sie heute existiert, haben auch die Länder nie gewollt", betont Albert.

„Wir teilen die Auffassung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen hohen Wert für die Gesellschaft hat. Er sollte die privatfinanzierte Presse in dieser Hinsicht ergänzen, nicht aber mit Hilfe öffentlicher Finanzierung gefährden oder gar verdrängen“, resümiert Stefan Hilscher. Matthias Ditzen-Blanke ergänzt: „Ein neu gedachter öffentlich-rechtlicher Rundfunk kann Antworten auf wichtige Zukunftsfragen geben. Zum Beispiel, wie das öffentlich-rechtliche System nicht mehr die Marktchancen und Vielfalt der privaten Presse einschränken würde, sondern die Qualität der hervorragenden Medienlandschaft in Deutschland insgesamt weiter verbessern kann. Das gilt gerade vor dem Hintergrund der uns einenden Herausforderungen in der digitalen Welt. Gerne laden wir die Rundfunkkommission der Länder ein, darüber mit uns zu sprechen.“

(Quelle: BDZV, PM 30.06.2023)

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II. Journalismus

Hilfe für Medienschaffende: Helpline: Ausbildungs-Workshop startet

Mit dem Projekt Helpline baut das Netzwerk Recherche ein Hilfsangebot für Journalistinnen und Journalisten mit psychosozialen Problemen auf. Der BDZV unterstützt das Projekt, das nun in einem Workshop die ersten 15 Peer-Supporter für die telefonische Beratung Betroffener ausbildet, die unter beruflich bedingter Belastung, Stress oder Traumata leiden.

Im Workshop lernen die teilnehmenden Journalistinnen und Journalisten, wie sie Hilfesuchende durch den kollegialen Austausch über belastende Themen aus dem Berufsalltag bestmöglich unterstützen und gemeinsam Lösungsansätze entwickeln können.

Mit dem Spiegel, der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Hochschule Fresenius Heidelberg und dem deutschen Journalisten-Verband hat die Helpline außerdem neue Partner für das Projekt gewonnen. Auch die Süddeutsche Zeitung ist bereits Partner der Initiative.

https://netzwerkrecherche.org/helpline/

(Quelle: bdzv.de, 04.07.2023)

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Katholische Journalistenschule bietet Stipendien

Eine studienbegleitende Journalismusausbildung bietet ab Frühjahr 2024 wieder die katholische Journalistenschule ifp an. Studierende, die parallel zu ihrem Studium eine fundierte journalistische Ausbildung absolvieren möchten, können sich vom 15. Juli bis 20. September 2023 bei der ifp bewerben. Unter dem Motto #Stipswiedu ruft das ifp Studierende auf, ihren Weg in den Journalismus zu gehen.

Für 15 Studierende – unabhängig von Studienfach, Studienort oder Religionszugehörigkeit – gibt es ein Stipendium, mit dem sie kostenlos eine multimediale journalistische Ausbildung absolvieren können. Mit Theorie- und Praxisanteilen sowie einem Mentoringprogramm soll die studienbegleitende Journalismusausbildung alle Stipendiaten optimal auf den medialen Berufseinstieg vorbereiten.

Im ifp unterrichten Journalistinnen und Journalisten, die ihr Know-How aus dem Redaktionsalltag mitbringen. In Spezialseminaren zu gesellschaftlichen und journalistischen Fragen kann auch die Allgemeinbildung erweitert werden.

Zum Programm gehören ebenso drei mehrwöchige Pflichtpraktika (insgesamt 20 Wochen in drei Jahren), bei Zeitungen, Nachrichtenagenturen, im Bereich Social Media, Onlinemedien oder Rundfunkstationen. Das ifp vermittelt Praktikumsplätze oder unterstützt bei der Suche nach Praktikumsredaktionen.

https://journalistenschule-ifp.de/studienbegleitende-journalistenausbildung-ausbildung

(Quelle: journalistenschule-ifp.de; bdzv.de, 04.07.2023)

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Neue Madsack Stiftung fördert Journalismus

Sylvia Madsack, Verlagserbin und Gesellschafterin der gleichnamigen Mediengruppe, hat zur Stärkung des unabhängigen Journalismus eine neue Stiftung gegründet. Vor allem herausragende publizistische Leistungen im Lokalen und Regionalen möchte die Familienstiftung mit Sitz in Hannover würdigen und damit den Journalismus stärken, „der im unmittelbaren Kontakt zu seinen Nutzern steht“.

Bei der Stiftungs-Premiere wurden mit den erstmals vergebenen und mit jeweils 5.000 Euro dotierten „Madsack Awards“ die drei Journalistinnen Franziska Klemenz, Pia Lamberty und Katharina Nocun ausgezeichnet. Künftig möchte die Stiftung journalistische Arbeit sowohl mit eigenen Initiativen als auch mit der Förderung von Partnerinstitutionen unterstützen.

Den Vorstand der Stiftung bilden neben Sylvia Madsack der Journalist und Schriftsteller Takis Würger, Thomas Düffert (CEO Madsack Mediengruppe) sowie der Rechtsanwalt Valentin Seidenfus. Geschäftsführer ist der Journalist und langjährige Chefredakteur Hendrik Brandt.

(Quelle: bdzv.de, 03.07.2023)

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III. Aus den Verlagen

Peter Müller wird neben Andrea Kümpfbeck Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen - Lena Jakat zur stellvertretenden Chefredakteurin berufen

Peter Müller (49) wird zum 15. September 2023 neben Andrea Kümpfbeck weiterer Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen. Damit ist die angestrebte Doppelspitze für eine der führenden deutschen regionalen Tageszeitungen komplett.

Peter Müller arbeitete zehn Jahre für den Spiegel als Büroleiter in Brüssel und zuvor als Korrespondent im Hauptstadtbüro. Vor seiner Karriere beim Nachrichtenmagazin war er stellvertretender Politikchef bei der Welt am Sonntag sowie Korrespondent beim Handelsblatt. 2016 veröffentlichte Müller sein Buch „Der Machtkampf. Seehofer und die Zukunft der CSU“. Zuletzt arbeitete er in Brüssel als Kommunikationsberater und Redenschreiber für die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen. Müller ist Volljurist und hat in Passau und München sowie anschließend in Harvard studiert.

Alexandra Holland, geschäftsführende Gesellschafterin der Mediengruppe Pressedruck: „Mit Peter Müller gewinnen wir für die Augsburger Allgemeine einen Vollblut-Journalisten mit breiter publizistischer Erfahrung, der ausgezeichnet vernetzt ist. Peter Müller ist zudem gebürtiger Augsburger und ist in Bayerisch-Schwaben aufgewachsen – er bringt somit jede Menge Heimat-Perspektive mit. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit dem Chefredaktions-Tandem Andrea Kümpfbeck und Peter Müller. Wir haben herausfordernde Ziele, und ich bin überzeugt, dass wir nun hervorragend aufgestellt sind – gerade auch im gesamten Chefredaktionsteam mit den beiden Stellvertretern Lena Jakat und Roland Mitterbauer, um den Umbauprozess hin zu einer noch moderneren, attraktiveren und auf allen Kanälen erfolgreichen Regionalzeitung erfolgreich zu meistern und die Position der Augsburger Allgemeinen als Stimme des Südens konsequent auszubauen.“

Zu Wochenbeginn hatte die Mediengruppe bekannt gegeben, dass die geschäftsführende Redakteurin Lena Jakat (38) zur stellvertretenden Chefredakteurin berufen worden ist. Jakat war lange Jahre bei der Süddeutschen Zeitung, wo sie unter anderem in führenden Positionen in der Digital- und Nachrichtenredaktion gearbeitet hat. Zum Jahresbeginn 2022 war sie vom Media Lab Bayern zur Augsburger Allgemeine gewechselt, wo sie seitdem im Schwerpunkt die strategische Weiterentwicklung, Modernisierung und Optimierung der redaktionellen Abläufe, Prozesse und Strukturen sowie deren Schnittstellen zu den Redaktionen der weiteren Tageszeitungen innerhalb der Mediengruppe Pressedruck im Sinne einer erfolgreichen digitalen und organisatorischen Transformation vorantreibt.

Bernhard Hock, als Vorsitzender der Geschäftsleitung der Mediengruppe Pressedruck am Standort Augsburg für die Redaktion verantwortlich: „Lena Jakat hat in den vergangenen Monaten mit ihrer hohen fachlichen und methodischen Kompetenz eine treibende Rolle im Transformationsprozess der Augsburger Allgemeinen eingenommen. Dem möchten wir mit der Berufung zur stellvertretenden Chefredakteurin Rechnung tragen und erweitern ihren Verantwortungsrahmen entsprechend.“

(Quelle: Mediengruppe PD, PM 03.07.2023 u. PM 05.07.2023)

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IV. Aus den Verbänden

Spitzenverband der Anzeigenblattbranche gibt sich neuen Namen und heißt künftig Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen e. V.

Mit Wirkung zum 03. Juli 2023 hat sich der Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter e. V. (BVDA) umbenannt.

Der Spitzenverband nennt sich nun Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen e. V, so wie es die Mitgliederversammlung im Frühjahr dieses Jahres einstimmig beschlossen hat. Auch zukünftig wird der Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen aber das Kürzel "BVDA" tragen, das sich in den vergangenen Jahren als starke Marke nach innen und außen etabliert hat.

Ziel der Umbenennung sei es, die Leistung und Relevanz der kostenlosen Wochenzeitungen auch im Namen des Branchenverbands adäquat abzubilden und eine klare Abgrenzung zu reinen Werbeprodukten ohne redaktionelle Inhalte zu schaffen, so BVDA-Präsident Alexander Lenders. Zudem setze der neue Verbandsname gerade jetzt, in einer Zeit, die von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen geprägt ist, ein wichtiges Signal.

"Mit 'Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen e. V.' wurde ein neuer Verbandsname entwickelt, der erklärungsarm ist und die Kernkompetenzen der Branche unterstreicht. Zugleich betont dieser die Wertigkeit und Bedeutung kostenloser Wochenzeitungen als Presseprodukt", ergänzt BVDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg
Eggers.

(Quelle: BVDA, PM 03.07.2023)

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V. Sonstiges

Einladung zur vbw Kooperationsveranstaltung "Cybersecurity – agieren statt reagieren" am 01.08.2023

Das Thema „Cybersecurity“ steht im Mittelpunkt eines Kongresses, den die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, der auch unser Verband angeschlossen ist, zusammen mit den Fachverbänden BVSW Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e. V., Bundesverband der Sicherheitswirtschaft BDSW, ISU – Interessengemeinschaft Selbständiger, Unternehmer und freiberuflich Tätiger e. V. und Secure.Bayern e. V anbietet.

IT-Sicherheitsexperten des Landeskriminalamts und aus Unternehmen informieren darüber, wie man sich vor Cyberangriffen effektiv schützt. Moderiert wird die Veranstaltung von Caroline Eder, Vorsitzende des vbw Arbeitskreises IT-Sicherheit.

Die Veranstaltung findet per Stream und in Präsenz statt. Sie ist auch ohne Registrierung möglich und kostet nichts. Anmeldeschluss ist der 25. Juli 2023.

Anmeldung unter https://www.vbw-bayern.de/vbw/Themen-und-Services/Soziale-Marktwirtschaft/Cybersecurity-agieren-statt-reagieren.jsp

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