VBZV-Newsletter 18/2022

 

 

I. Aus den Verbänden

VBZV-Jahrestagung am 16. Mai 2022 in Oberstdorf

Ukraine-Krieg zeigt unverzichtbare Bedeutung freier Medien – flächendeckende Zustellung der Zeitung ist demokratierelevant
 

Erstmals seit drei Jahren fand die Jahrestagung unseres Verbands wieder im klassischen Rahmen persönlicher Begegnungen statt. Anlässlich des Bayerischen Verlegerabends in Oberstdorf, bei dem Staatsminister Klaus Holetschek die Tischrede hielt, drückte Andreas Scherer, der Erste Vorsitzende des VBZV, seine Freude über das Ende der pandemiebedingten Videokonferenzen aus. Er verwies aber zugleich auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, der gerade Medienvertreter nicht unberührt lassen könne.

Scherer betonte im Namen des Verbandes die Solidarität und das Mitgefühl mit den Opfern dieses furchtbaren Krieges und würdigte die Rolle unabhängiger Journalisten, die vor Ort und unter Lebensgefahr der Welt die Wahrheit darüber schildern. Dies sei mit Blick auf die russische Propaganda essentiell. Wie unverzichtbar die Arbeit freier Medien ist, mache gerade der von Putin verhängte totale Medien-Maulkorb deutlich.

Um diese Informationsfreiheit zu sichern, müsse die Arbeit der Presse aber auch politisch und wirtschaftlich abgesichert werden. Es genüge nicht, die Pressefreiheit im Grundgesetz zu garantieren. Sie müsse auch in der täglichen Praxis gewährleistet werden. Dafür seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Verlage eine wichtige Grundlage. Und die seien zurzeit besonders kritisch. Die Preisexplosion bei Papier, Gas und Sprit verteuere die Zeitungsproduktion und die Logistik dramatisch. Dies sei, so Scherer, ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für die geplante Erhöhung des Mindestlohns. Allein dadurch würden im Herbst die Kosten der Verlage um weitere 220 Millionen Euro pro Jahr steigen.

Mit Nachdruck forderte Scherer, was in den Nachbarländern zur Absicherung der Pressefreiheit längst üblich sei: eine wirkungsvolle Presseförderung. Er erinnerte daran, dass die Vorschläge der Verleger seit langem auf dem Tisch der Politik liegen. Doch leider seien zwei Anläufe der Berliner Politik gescheitert. Er appellierte an die neue Bundesregierung, nun endlich ein tragfähiges Fördermodell zu entwickeln, um die flächendeckende Versorgung mit gedruckter Presse weiter zu gewährleisten. Dies sei im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition ausdrücklich vereinbart worden.

Scherer: „Der dritte Versuch einer Presseförderung muss sitzen. Sonst droht ein Flickenteppich der Zeitungsversorgung mit bedenklichen Lücken im ländlichen Raum. Gerade dort ist die gedruckte Zeitung aber besonders wichtig, vor allem für die ältere Generation und die, die noch kein schnelles Internet haben.“

Politiker aller Fraktionen, allen voran Bundeskanzler Scholz, hätten erst am 3. Mai, dem internationalen Tag der Pressefreiheit, die konstituierende Bedeutung einer freien und unabhängigen Presse unterstrichen. Diesen Worten müssten nun auch Taten folgen, um die Presse an jeden Ort in Bayern und ganz Deutschland bringen zu können. Allein in Bayern lieferten fast 18.000 Zusteller die Zeitungen der Verlage aus. An jeden Abonnenten, an jeden Ort, sechs Mal pro Woche, bei Wind und Wetter, im Morgengrauen. „Diese Leistung“, sagte Scherer, „erbringen wir seit Jahrzehnten. Aber sie stößt bald an ihre Grenzen.“

Scherer betonte, dass die Aufgabe einer flächendeckenden Zustellung vor allem einen negativen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben werde: „Die Zeitung transportiert Demokratie. Und die muss in jeden Winkel Bayerns gebracht werden können. Sie sichert Information, Bildung, Teilhabe, den gesellschaftlichen Diskurs. Das sollte uns die Sache, gerade im Zeitalter von Hate Speech und Fake News, buchstäblich wert sein.“

Seine satzungsgemäßen Beschlüsse fasste der Verband bereits am Nachmittag in seiner Mitgliederversammlung. Dazu gehörte die Feststellung des Jahresabschlusses 2021 und die Zustimmung zum Etat 2022. 

Für Stefan Hilscher, der sein Vorstandsamt nach seinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung der Süddeutschen Zeitung zum Jahreswechsel vorzeitig niedergelegt hatte, wurde einstimmig Johannes Hauner als Nachfolger gewählt. Hauner, Mitglied der Geschäftsleitung der Süddeutschen Zeitung und Geschäftsführer der Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH, engagiert sich zugleich als Vizepräsident der IHK München und Oberbayern. 

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Bayerns Gesundheitsminister kündigt neue Corona-Informationsoffensive an und setzt auf Unterstützung der Zeitungen

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat eine neue Corona-Informationsoffensive angekündigt. Er betonte im Rahmen der Jahrestagung unseres Verbands: 

„Es ist verständlich, wenn sich Bürgerinnen und Bürger angesichts der sinkenden Infektionszahlen auf mehr ‚Normalität‘ und eine Verschnaufpause in diesem Sommer freuen. Klar ist aber auch: Wir müssen uns sorgfältig auf eine mögliche neue Pandemie-Welle im Herbst vorbereiten. Dabei setze ich auch auf die Unterstützung der bayerischen Zeitungen.“

Der Minister fügte hinzu: „Die Presse hat bereits mit ihrer bisherigen Pandemie-Berichterstattung einen großen Beitrag dazu geleistet, dass die Menschen über die Risiken von Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 Bescheid wissen und Schutzregeln kennen. Viele Zeitungen haben zudem über falsche Corona-Thesen etwa im Internet aufgeklärt und kruden Verschwörungstheorien Kontra gegeben. Das zeigt, wie wichtig eine freie Presse gerade auch in Krisenzeiten für die Gesellschaft ist – und dafür danke ich an dieser Stelle ausdrücklich!“

Holetschek unterstrich: „In den nächsten Wochen und Monaten kommt es darauf an, dass die Menschen trotz aller Freude über Corona-Lockerungen rechtzeitig ‚umschalten‘ und wieder vorsichtiger werden, wenn wir Hinweise auf den Beginn einer neuen Pandemie-Welle und auf mögliche neue Virus-Varianten bekommen. Bayern setzt dabei auch auf einen Dreiklang von Freiheit, Eigenverantwortung und Solidarität. Das heißt: Es geht nicht um die Freiheit von Verantwortung, sondern um die Freiheit zur Verantwortung.“ 

Holetschek erläuterte: „Das bayerische Gesundheitsministerium wird die Entwicklung genau im Auge behalten. Außerdem werden wir voraussichtlich ab Ende August mit einer neuen Öffentlichkeitskampagne für das Einhalten von wichtigen Corona- Schutzregeln werben. Klar ist dabei: Impfungen sind weiterhin der beste Schutz vor schweren Krankheitsverläufen – auch bei der Omikron-Variante, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf. Gerade Risikogruppen profitieren besonders von einem vollständigen Impfschutz.“

Der Minister ergänzte: „Die Pandemie hat uns gezeigt, dass es nicht reicht, rasch und richtig zu handeln. Auch die Kommunikation muss stimmen. Das Informationsbedürfnis der Menschen war und ist riesig, und das auf allen Kanälen und Ebenen – seien es Anfragen der Bürgerinnen und Bürger, der Journalistinnen und Journalisten oder auch von Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik.“

Holetschek fügte hinzu: „Es war nicht immer einfach, optimal zu informieren. Die Dynamik der Pandemie hat es beispielsweise mitunter erforderlich gemacht, Verordnungen teils wöchentlich anzupassen – manchmal sogar zwei oder drei Mal in einer Woche. Jede dieser Verordnungen musste natürlich ganz rechtskonform veröffentlicht werden. Das war aber nur der erste Schritt! Mindestens genauso wichtig war und ist es, die neuen Regelungen auf unserer Webseite und auf unseren Social-Media-Kanälen bekannt zu machen – die wichtigsten davon übrigens in neun Fremdsprachen, in Englisch, Italienisch, Französisch, Polnisch, Türkisch, Rumänisch, Russisch, Arabisch und Farsi. In jüngster Zeit haben wir zudem ukrainische Übersetzungen aufgenommen.“

Der Minister erläuterte: „Auch zahlreiche direkte Anfragen der Bürgerinnen und Bürger wurden beantwortet. Und davon gab es eine ganze Menge: im Schnitt etwa 800 Emails am Tag. Man konnte daran auch immer ablesen, was die Menschen gerade am meisten bewegt. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: In der zweiten Kalenderwoche des Jahres 2021 erreichten uns 5.075 Mails – da hatten wir gerade mit dem Impfen begonnen und das Impfportal online gestellt. In den letzten Januarwochen 2021 erreichten uns 8.831 Nachrichten – da hatte die Staatsregierung gerade die FFP2-Maskenpflicht beschlossen. Hinzu kamen hunderte Anfragen der Presse- und Medienvertreterinnen und -vertreter, die völlig zu Recht Genaueres zu den Hintergründen der jeweiligen Entscheidung wissen wollten.“

Holetschek fügte hinzu: „Eine offene und rasche Kommunikation ist auch wichtig, um gezielter Desinformation etwa aus den Reihen der ‚Querdenker‘ zu begegnen. Die Verbreitung falscher Inhalte entwickelte sich in den vergangenen beiden Jahren quasi zur eigenen Pandemie – der Infodemie. Deshalb müssen wir auch in der jetzigen Pandemie-Phase weiter konsequent informieren und Schutzregeln erläutern –vernünftig, unaufgeregt und wissenschaftsbasiert, um auch diejenigen zu überzeugen, die möglicherweise durch laute Falschinformationen verunsichert sind.“

(Quelle: stmgp.bayern.de, PM 16.05.2022)

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II. Pressewesen

WAN-IFRA: World Press Trends 2021-2022 veröffentlicht

Die World Association of News Publishers (WAN-IFRA) hat die World Press Trends (WPT) 2021-2022 herausgegeben. In dem Report wird jährlich beurteilt, wie es um die globale News-Industrie steht. Die Online-Umfrage wird von Mitgliedern der WAN-IFRA und anderen Führungskräften in den Medien, hauptsächlich bei Zeitungen und Zeitungs-Gruppen, beantwortet.

An der aktuellen Erhebung wirkten 162 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 58 Ländern mit. Davon zeigten sich knapp 82 % optimistisch, was die Perspektiven ihrer Firma im nächsten Jahr angeht. Diese Einschätzung zeige sich, so die WAN-IFRA in dem Report, über alle Länder hinweg, mit einer etwas weniger optimistischen Einstellung in den Schwellenländern. Die Autoren der Studie merken dabei an, dass dieser optimistische Blick in die Zukunft sich wegen des Kriegs in der Ukraine und der Inflation noch ändern könnte.

Bei der Digitalisierung sehen sich fast 50 % der Befragten als „sehr fortschrittlich“. Bei 40 % der Umfrageteilnehmer sind die digitalen Einnahmen der größte Wachstumsfaktor, was den Umsatz anbelangt. Werbung und Leserschaft seien im Befragungszeitraum stetig gewachsen, wobei Werbung den größten Teil der Einnahmen ausmache. Am meisten würden, so die Studienautoren weiter, dabei die Einnahmen in den Entwicklungsländern wachsen. Bei den Printprodukten sanken die Einnahmen sowohl in der Werbung (-8,7 %) als auch bei der Leserschaft (-2,6 %).

Ein weiteres Ergebnis: Um dem Umsatzschwund entgegenzuwirken, würden sich die Medienhäuser zunehmend diversifizieren. Die Einnahmen, die sich nicht auf Werbung und Leserschaft beziehen (wie Partnerschaften und E-Commerce), seien um 4,7 % gestiegen.  Die größten Kostenfaktoren bei den Medienhäusern bilden die Redaktionen mit 33,5 % und Werbung und Sales mit 15,8 % sowie generelle Kosten mit 15,6 % und die Printproduktion mit 14,5 %.

Das Verhältnis zwischen den Medienhäusern und den großen Plattformen habe sich verbessert, stellen die Autoren fest. So hätten 63,4 % zugestimmt, dass sich diese Dynamik über das letzte Jahr verbessert habe. Bei der Pressefreiheit sehe es anders aus. So habe fast die Hälfte der Befragten (45,7 %) angegeben, dass ihre Mitarbeiter Ziel von Cyber-Angriffen geworden seien. Ebenfalls 45,7 % gaben an, von rechtlicher Einschüchterung und der Weigerung, Informationen herauszugeben, betroffen gewesen zu sein.

(Quelle: bdzv.de, 17.05.2022)

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